Unreflektierter Exzellenz-Glaube oder Propaganda?

„Wir brauchen Universitäten mit starker Führung“: Kaum zu ertragenden, wie unglaublich einseitig und insofern wenig reflektiert Herr Dieter Imboden zur Exzellenz-Förderung in der Mittwochs-FAZ vom 3.2.2016 sprechen darf und ihm dafür gar eine ganze Seite eingeräumt wird. Bemerkenswert ist: es wird einfach gesetzt, dass die amerikanischen Super-Unis die besten sind, denen man fraglos nacheifern müsse und dass dafür auch die deutschen Unis eine „starke Führung“ brauchten. Es wird nicht reflektiert, dass „starke Führungen“ in Kollegenschaften schon öfter in der Geschichte die Motivation und Bereitschaft zu engagiertem und gut vorbereiteten Unterricht ausgetrieben haben. Und dass die starke Führung den Unis als schale Kopie aus der Industrie empfohlen werden, um sie besser melken zu können. Im ganzen Artikel gibt es keinerlei inhaltliche Begründung für die Forderungen, die amerikanischen Universitäten zu kopieren, nichts und nirgends. Es wird wie üblich verschwiegen, dass die ganz großen amerikanischen Universitäten wie mittelalterliche Klöster mit großen Ländereien ausgestattet sind, dass auch sie die allermeisten Fördergelder vom Staat bekommen, dass sie einem Meer von kleinen Unis gegenüber stehen, die als fade und provinziell nicht für voll genommen werden, während Europa noch immer eine Vielzahl von höchst unterschiedlicher Universitäten in angenehm eigenartigen Großstädten hat, die man sich allerdings derzeit seitens der von rechts bis links ahnungslosen Politiker im Moment zu zerstören bemüht… Ganz und gar wird verschwiegen, dass die Exzellenz-Förderung den Studierenden und den Lehrenden nichts gebracht hat, sondern dass ganz im Gegenteil in den Universitäten immer ungünstigere Lehrende zu Studierende Schlüssel gute Ausbildung verhindern und zunehmende Abbrecherzahlen produzieren. Die Frage nach der Aufgabe der Universitäten, etwa ob sie vornehmlich der Industrie zu dienen oder vielmehr mündige Bürger und Fachkräfte ausbilden sollte wird nicht gestellt. Kennen wir nicht alle Lehrende, deren Kinder reihenweise das Studium geschmissen haben? Und lang es nicht vor allem daran, dass es den Kids allzu langweilig, zu anonym und zu inhaltsleer-leistungsbezogen war?

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